Wie ich KATRIN kennenlernte
Im Rahmen des 6. Forum Wissenschaftskommunikation, das 2013 in Karlsruhe stattfand, gab es ein Science Tweetup, das von @ScienceTweetup organisiert wurde. Das Format bringt twitternde Menschen an Orte, an denen spannende Wissenschaft passiert, wo sie dann seltene Einblicke bekommen und ihren Timelines berichten können.
Die Begleitung findet durch WissenschaftlerInnen statt, die seelisch darauf vorbereitet sind, dass während des Gesprächs alle Teilnehmer aktiv twittern. Einige von ihnen stehen dann auch zum Speed Dating bereit, wo man in wechselnder Gesellschaft Fragen aller Art loswerden kann.
In Karlsruhe ging es schließlich zum KATRIN-Experiment. Dessen Ziel ist es, die bisher nur sehr grob geschätzte Masse der Neutrinos zu vermesse, weshalb KATRIN auch „Neutrinowaage“ genannt wird. Bekannt ist sie fast allen den Physikstudenten der letzten Jahre von diesen Fotos:
Was auf dem Foto nicht sofort rüberkommt, aber mich in echt sofort ergriffen hat: KATRIN ist wunderschön! Es war toll, vor dem riesigen Spektrometer zu stehen. Das Experiment wurde außerdem von einer Physikerin sehr kompetent erklärt, die auch Fragen zum „großen Ganzen“ wie der Bedeutung des Experiments und der nie ganz auszuschließenden Möglichkeit, dass alles die Katz war, souverän beantwortet hat.
Nachdem ich meine Augen mühsam von KATRIN gelöst hatte, ging es zum Speed Dating. Zwei Fragen hatte ich mitgebracht, und eine konnte ich genau der richtigen Expertin stellen:
Die Frage war, warum das AMS-02-Teilchenexperiment ausgerechnet auf der ISS betrieben wird, und nicht auf einem eigenen Satelliten, was einfacher und billiger sein könnte. Die Antwort ist: Die Leistungsaufnahme von 2500 Watt ist für Satellitenverhältnisse so groß, dass es keine andere Gelegenheit gäbe, dieses Experiment mit Strom zu versorgen. Der Strom wird vor allem dafür gebraucht, ein starkes Magnetfeld aufzubauen, mithilfe dessen in dem Instrument Materie von Antimaterie unterschieden werden kann.
Die zweite Frage nagte schon eine Weile an mir: In einem Video erklärt der bekannte Fernseh-Physiker Harald Lesch, dass sich das Higgs-Boson heutzutage nicht mehr regulär im Raum um uns herum zeigt, und dass es sogar desaströs wäre, wenn das täte. Nanu? Das widerspricht ja der auch häufig vermittelten Ansicht, dass ständig und überall um uns herum Higgs-Teilchen damit beschäftigt sind, den anderen Teilchen Masse zu verleihen. Des Rätsels Lösung ist – wie so häufig in der Teilchenphysik – kompliziert, und wirft reichlich weitere Fragen auf. In 140 Zeichen heißt sie:
Das vernünftig zu erklären, ist eine Mammutaufgabe! Die hebe ich mir für ein anderes Mal auf 🙂
Im Interview erklärt der Organisator auch nochmal das Event – im Hintergrund sieht man natürlich ausgerechnet mich in meiner natürlichen Haltung – beim Essen und Quatschen^^
Es lohnt sich auf jeden Fall, @ScienceTweetup zu folgen! Jede(r) kann beim Science Tweetup dabei sein, wie neulich z.B. auch der Comiczeichner beetlebum, der das Tweetup prompt gezeichnet hat.
PS: Ein Foto, auf dem ich auch sehr naturnah getroffen bin, hat auch @micialmedia geschossen, der in einem eigenen Blogpost vom Science Tweetup berichtet:

Foto von Michael M. Roth, http://micialmedia.de
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