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Physik

Vor kurzem hatte ich das Glück, beim FameLab-Wettbewerb in Hamburg mitzumachen. Dabei geht es darum, ein wissenschaftliches Thema in drei Minuten unterhaltsam und allgemein verständlich, aber auch inhaltlich wertvoll dazustellen. Zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind angetreten und haben aus den verschiedensten Forschungsgebieten berichtet.

Mit meinem ersten Vortrag, in dem ich die Suche nach Teilchen anhand einer Analogie zwischen Protonen und LKW-Motoren erkläre, konnte ich den Publikumspreis für den besten Vortrag gewinnen:

In meinem zweiten Vortrag, in der Finalrunde zusammen mit vier anderen Kandidaten, erkläre ich Teilchen-Detektoren mit einer nicht minder absurden Analogie. Damit konnte ich dann sogar den 1. Platz in diesem Wettbewerb gewinnen:

Damit darf ich beim deutschen FameLab-Finale in Bielefeld auftreten (vorausgesetzt, Bielefeld gibt es wirklich – mal sehen!).


Alle Videos von der Veranstaltung in Hamburg und in den anderen Städten gibt es auf dem Youtube-Kanal von FameLab Germany.

Besonders empfehlen kann ich die Vorträge von Dr. Helga Hofmann-Sieber über AIDS-Forschung (Links: eins und zwei) und von Babette Döbrich über das ALPS-Experiment (Links: eins und zwei), das mit der Astroteilchenphysik auch mein Fachgebiet berührt.


Inzwischen bin ich auch beim Finale in Bielefeld aufgetreten! Viel Spaß beim Ansehen:

Durch einen Tweet von @erdgeist bin ich neulich auf einen brillianten amerikanischen Komiker gekommen, der in den 50er und 60er Jahren durch politische Themen und scharfen Zynismus in seinen selbst geschriebenen Liedern Berühmtheit erlangte: Tom Lehrer (heute 84 Jahre).

Von ihm stammt auch das Lied „Wernher von Braun“, benannt nach dem deutschen Raketenforscher, der als Weltraum-Enthusiast aufwuchs, später für die Nazis die als „V2“ bekannte Raketenwaffe entwickelte und nach dem Krieg für die USA die Saturn V-Rakete konstruierte, mit der der NASA die Mondlandung gelang.

Das Lied hat mir so gut gefallen, dass ich zwei deutsche Übersetzungen angefertigt habe und hier bereitstellen möchte: Eine wortgetreue und eine lyrische Übersetzung. Den Liedtext im englischen Original gibt es hier nachzulesen.

Einleitung: Wo wir gerade bei Bomben sind: Was macht Amerika zur weltgrößten Atommacht? Und was ist es, das es uns ermöglichen wird, zwanzigtausend Millionen Dollar an Steuergeldern auszugeben, um irgendeinen Deppen auf den Mond zu bringen? Nun, es war natürlich die große, enorme Überlegenheit amerikanischer Technologie, aufgeboten von unseren großen amerikanischen Wissenschaftlern, wie etwa Dr. (betont deutsch ausgesprochen:) Wernherr von Braun.

Lied (Lyrische Übersetzung):
Setzt Euch hin, ich erzähl‘ Euch von Wernher von Braun,
der sich gut überlegt, auf wessen Seite er steht.
Schimpft man ihn einen Nazi, dann kratzt ihn das kaum:
„Nazi-Popazi!“, sagt Wernher von Braun.

Sag nicht, er sei unaufrichtig,
Politik ist für ihn nicht so wichtig.
„Ich will dass sie fliegen, nicht auf die Landung schauen –
da bin ich nicht zuständig!“, sagt Herr von Braun.

Manch einer sagt, es sei ihm nicht zu trauen,
doch für andere ist klar, wir sind besser dankbar:
Invalide in London und verwitwete Frauen
mit stattlichen Renten dank Wernher von Braun.

Auch Du kannst zum Held Dich erheben,
wenn Du lernst rückwärts zu zählen.
„Auf Deutsch or in English kann ich schon den Countdown.
Und ich lerne Chinesisch,“ sagt Wernher von Braun.


Lied (Wortgetreue Übersetzung):
Sammelt Euch zusammen, während ich Euch ein Lied singe von Wernher von Braun,
einem Mann, dessen Loyalität von Berechnung geprägt ist.
Nenn‘ ihn einen Nazi, er wird nicht einmal die Stirn runzeln:
„Nazi-Popazi!“, sagt Wernher von Braun.

Sag‘ nicht, er sei heuchlerisch,
sag‘ lieber, er sei unpolitisch.
(mit deutschem Akzent gesprochen:)
„Wenn die Raketen erstmal oben sind, wen interessiert’s wo sie runterkommen –
Das ist nicht meine Abteilung“, sagt Wernher von Braun.

Manche haben harte Worte für diesen bekannten Mann,
aber manche sagen unsere Einstellung sollte eine von Dankbarkeit sein,
wie die Witwen und Invaliden (wörtlich: Krüppel) in der Londoner Altstadt
die ihre hohen Renten Wernher von Braun verdanken.

Auch Du kannst ein großer Held sein,
sobald Du gelernt hast, rückwarts bis Null zu zählen.
„Auf Deutsch, oder Englisch („oder Englisch“ auf Deutsch gesprochen) kann ich rückwärts zählen.
Und ich lerne Chinesisch,“ sagt Wernher von Braun.


Tom Lehrer war lange Lehrer für Mathematik (aber sein Name kein Künstlername!). Zu seinen bekanntesten Werken zählt das Lied „The Elements“, eine simple Aufzählung der seinerzeit bekannten chemischen Elemente (auch mit einer animierten Version des Periodensystems zu sehen).

Auf der politischen Seite hat er auch den damals gefühlt bevorstehenden globalen Atomkrieg verarbeitet, zum Beispiel mit seinem Lied „We Will All Go Together When We Go“.

Es lohnt sich also in vielerlei Hinsicht, Tom Lehrers Werk zu durchstöbern!

Ohne Anmoderation:
Direkter Download der Arbeit

… oder hier mit Einleitung:

Ein flacher, großer Schaufelbagger steht in einem Bergwerksschacht und kippt gelbe Fässer auf einem Haufen zusammen.

Erprobung der „Abkipptechnik“ in der Asse.

An der Uni Hamburg wurden 2008 und 2009 vom Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung (ZNF) gemeinsame Seminare von Physikern und Philosophen abgehalten. Die leitenden Dozenten waren Prof. Ulrich Gähde und Prof. Martin Kalinowski.

im Sommersemester 2008 fand das erste gemeinsame das Seminar, „Verantwortung für zukünftige Generationen: technisch-naturwissenschaftliche und philosophische Aspekte“ statt. Ein vieldiskutierter Aspekt war die Atommüll-Endlagerung, die im Sommersemester 2009 wieder aufgegriffen und in dem Seminar „Ethische Probleme der Langfristlagerung hochradioaktiver Abfälle“ diskutiert wurden.

Zu diesem zweiten Seminar habe ich die hier veröffentlichte Arbeit geschrieben, die das Ergebnis mühsamer Recherche zum Begriff der Atomsemiotik ist, einer geradezu sagenumwobenen Nische der (Populär-)Wissenschaft mit erstaunlich wenig handfestem Unterbau.

Im Kern geht es um die Frage: Wie kann sichergestellt werden, dass Menschen nicht in Atommüll-Endlager eindringen und sich in Gefahr bringen – und zwar über die (für die Endlagerungsfrage) „üblichen“ Zeiträume von zehntausenden Jahren hinweg?

Die Lösungsstrategie, die sich der Semiotik (also der Wissenschaft von Zeichen und Symbolen) bedient, sagt vereinfacht ausgedrückt: Es müssen nur die richtigen Zeichen angebracht werden, damit auf alle Zeit jeder Mensch erkennt, dass der Ort des Endlagers mit Gefahren verbunden ist. Die Erkenntnis, dass ein Schild aus Metall, oder auch nur die englische Sprache, wahrscheinlich keine 1.000 Jahre überstehen, führt von dort direkt in die Spirale der Imponderabilien, die die Atomsemiotik ausmacht.

Ein anderer Lösungsansatz geht davon aus, dass die Lage eines Endlagers selbst – in der Regel viele hundert Meter unter der Erde – Schutz genug darstellt. Dabei wird eine interessante Wette aufgemacht: Bleibt die Zivilisation intakt, wird sie selbst über genügend Technik und Verständnis verfügen, sich nicht mit dem Eindringen in Endlagerstandorte in Gefahr zu bringen. Geht die Zivilisation aber zugrunde, so ist keine Technik mehr verfügbar, die das Eindringen überhaupt ermöglichen würde. Trotzdem bleibt die Frage: Darf der Standort eines Endlagers einfach vergessen werden, oder muss diese Information bewahrt werden – und wenn ja, wie? Und schon sind wir mit unserem Kettenkarussell des Wahnsinns einmal im Kreis gefahren.

Auf dem Weg begegnen uns leuchtende „Strahlenkatzen“ und die geheimnisvolle „Atompriesterschaft“ (oder auch „nukleare Priesterschaft“), die mit einiger Zuverlässigkeit alle paar Jahre in populärwissenschaftlichen Berichten hervorgekramt werden. Wer sich für die Hintergründe und die ernsthaften Überlegungen dazu interessiert, dem sei diese Seminararbeit ans Herz gelegt.

Meine Seminararbeit „Das Kommunikationsproblem der Gefahren menschlichen Eindringens in Endlager für radioaktive Abfälle“ stelle ich unter der CC-BY 3.0 Deutschland-Lizenz zur Verfügung:

Titelblatt der Seminararbeit

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