Atomsemiotik: Intergenerationelle Gefahrenkommunikation
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… oder hier mit Einleitung:
An der Uni Hamburg wurden 2008 und 2009 vom Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung (ZNF) gemeinsame Seminare von Physikern und Philosophen abgehalten. Die leitenden Dozenten waren Prof. Ulrich Gähde und Prof. Martin Kalinowski.
im Sommersemester 2008 fand das erste gemeinsame das Seminar, „Verantwortung für zukünftige Generationen: technisch-naturwissenschaftliche und philosophische Aspekte“ statt. Ein vieldiskutierter Aspekt war die Atommüll-Endlagerung, die im Sommersemester 2009 wieder aufgegriffen und in dem Seminar „Ethische Probleme der Langfristlagerung hochradioaktiver Abfälle“ diskutiert wurden.
Zu diesem zweiten Seminar habe ich die hier veröffentlichte Arbeit geschrieben, die das Ergebnis mühsamer Recherche zum Begriff der Atomsemiotik ist, einer geradezu sagenumwobenen Nische der (Populär-)Wissenschaft mit erstaunlich wenig handfestem Unterbau.
Im Kern geht es um die Frage: Wie kann sichergestellt werden, dass Menschen nicht in Atommüll-Endlager eindringen und sich in Gefahr bringen – und zwar über die (für die Endlagerungsfrage) „üblichen“ Zeiträume von zehntausenden Jahren hinweg?
Die Lösungsstrategie, die sich der Semiotik (also der Wissenschaft von Zeichen und Symbolen) bedient, sagt vereinfacht ausgedrückt: Es müssen nur die richtigen Zeichen angebracht werden, damit auf alle Zeit jeder Mensch erkennt, dass der Ort des Endlagers mit Gefahren verbunden ist. Die Erkenntnis, dass ein Schild aus Metall, oder auch nur die englische Sprache, wahrscheinlich keine 1.000 Jahre überstehen, führt von dort direkt in die Spirale der Imponderabilien, die die Atomsemiotik ausmacht.
Ein anderer Lösungsansatz geht davon aus, dass die Lage eines Endlagers selbst – in der Regel viele hundert Meter unter der Erde – Schutz genug darstellt. Dabei wird eine interessante Wette aufgemacht: Bleibt die Zivilisation intakt, wird sie selbst über genügend Technik und Verständnis verfügen, sich nicht mit dem Eindringen in Endlagerstandorte in Gefahr zu bringen. Geht die Zivilisation aber zugrunde, so ist keine Technik mehr verfügbar, die das Eindringen überhaupt ermöglichen würde. Trotzdem bleibt die Frage: Darf der Standort eines Endlagers einfach vergessen werden, oder muss diese Information bewahrt werden – und wenn ja, wie? Und schon sind wir mit unserem Kettenkarussell des Wahnsinns einmal im Kreis gefahren.
Auf dem Weg begegnen uns leuchtende „Strahlenkatzen“ und die geheimnisvolle „Atompriesterschaft“ (oder auch „nukleare Priesterschaft“), die mit einiger Zuverlässigkeit alle paar Jahre in populärwissenschaftlichen Berichten hervorgekramt werden. Wer sich für die Hintergründe und die ernsthaften Überlegungen dazu interessiert, dem sei diese Seminararbeit ans Herz gelegt.
Meine Seminararbeit „Das Kommunikationsproblem der Gefahren menschlichen Eindringens in Endlager für radioaktive Abfälle“ stelle ich unter der CC-BY 3.0 Deutschland-Lizenz zur Verfügung: